Investiere auf keinen Fall in ESG-Aktien

Veröffentlicht von Moritz am

Dreckiges Geld statt ESG?

Wenn du nur ethische Unternehmen kaufst, arbeitest du gegen eine ethische Wirtschaft.

Moritz Werner

Beim Investieren geht es in erster Linie darum, die Erde und das Klima zu retten.

Natürlich nicht – du investierst höchstwahrscheinlich, um dein Geld zu vermehren oder in irgendeiner Form abzusichern. Dafür musst du aber nicht um jeden Preis in jedes vielversprechende Unternehmen investieren.

Es gibt genügend Assetklassen und dazugehörige Assets. Du kannst es dir durchaus leisten, immer Mal wieder auf eine gute Anlagemöglichkeit zu verzichten – und trotzdem starke Renditen einzufahren.

So ein Verzicht kann auf verschiedensten Gründen basieren. Immer öfter höre ich, beispielsweise von Arbeitskollegen oder guten Bekannten, dass Sie keine Aktien von “unethischen” Konzernen halten oder kaufen möchten.

Im Folgenden erkläre ich, warum das zweifelsfrei ein Denkfehler ist.

“Unethische” Konzerne

Dreckiges Geld statt ESG?

Unethisch bedeutet in diesem Zusammenhang mehr oder weniger alle Themen, die beim Überbegriff “ESG” schlecht abschneiden. ESG ist übrigens eine Abkürzung und steht für “Environmental”, “Social” und “Governance”. Ein kurzer Überblick zu diesen drei Säulen:

E – Environmental

Ich würde sagen, dass “E” der zentralste und wichtigste Teil von ESG ist. Kriterien, die diesen Punkt beeinflussen, sind beispielsweise:

  • Die CO2-Emissionen eines Unternehmens und die Entwicklung dieser
  • Der Anteil erneuerbarer Energie am Gesamtverbrauch des Unternehmens
  • Wie umweltschädlich der Müll, den das Unternehmen produziert, ist
  • etc.

S – Social

Der Name sagt es – “S” steht für Social, also alle möglichen sozialen Themen. Hier ein paar Beispiele, damit du dir ein Bild davon machen kannst:

  • Beschäftigt das Unternehmen Menschen mit Behinderung
  • Wie hoch ist der Anteil von Frauen im Management der Firma und gibt es hier Ziele
  • Wie gut behandelt das Unternehmen seine Mitarbeiter
  • etc.

G – Governance

“G”, wie Governance, die letzte Säule von ESG. Dabei geht es um das Management und seine Verantwortung. Konkret sind das Dinge wie:

  • Lässt sich klar erkennen, wer das Unternehmen führt, Entscheidungen trifft und Verantwortung trägt
  • Gab es in der Vergangenheit Steuerhinterziehung
  • Waren Teile des Management in ihrer Karriere korrupt
  • etc.

Die meisten der Themen (und auch die Details) klingen objektiv gesehen ja sehr sinnvoll. Es ist sicher keine schlechte Sache, wenn Firmen sich wirklich und ehrlich für die Umwelt einsetzen. Ich kritisiere ESG zwar beispielsweise wegen einigen Punkten, wie beispielsweise:

  • Das System ist noch nicht gut ausgereift
  • Das Reporting der Unternehmen ist nicht einheitlich und teilweise kryptisch
  • ESG ist mir persönlich etwas zu politisch geworden

Aber vieles davon wird mit der Zeit besser werden. Man muss ja Mal irgendwo anfangen.

Es gibt Ratingfirmen, die andere Unternehmen in diesen Bereichen bewerten und Ihnen bestimmte Zertifikate oder ESG-Scores ausstellen. Damit können Dritte sich leichter ein Bild über die Bemühungen und Fortschritte von Firmen in diesen Bereichen machen. Recht bekannt ist beispielsweise der S&P Global ESG Score, der sehr viele internationale Unternehmen bewertet.

Du kannst dir aber auch selbst Unternehmen in Punkten, die dir wichtig sind, analysieren und feststellen, ob ein Unternehmen deinen Moralvorstellungen entspricht.

Hast du ein wirtschaftlich vielversprechendes Unternehmen mit den für dich richtigen Werten gefunden, dann solltest du nicht in dieses investieren. Wenn du keine Wertvorstellungen hast (oder dir diese Werte nicht so wichtig ist), kannst du das natürlich trotzdem tun.

Der Nutzen von Aktien

Anteile oder Aktien eines Unternehmens bringen dir:

  • Eine Möglichkeit, am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens zu profitieren. Das läuft über Gewinnausschüttungen (Dividenden) oder Kursgewinne.
  • Ein Mitspracherecht. Je nachdem wie viele Anteile du hast, ist deine Stimme innerhalb des Unternehmens wert.

Durch dieses Mitspracherecht, kannst du mitbestimmen, in welche Richtung sich das Unternehmen bewegt. Du kannst das Management unterstützen oder gegen es und seine Entscheidungen arbeiten.

Warum du nicht nach deinen Moralvorstellungen investieren solltest

Und genau diese Unterstützung ist der Punkt. Du wirst mit deinen Anteilen nichts bewirken, wenn das Unternehmen auch ohne dich schon nach deinen Moralvorstellungen agiert.

Viele Menschen fühlen sich gut dabei, Anteilseigner von “freundlichen” Unternehmen zu sein, aber das macht gar keinen Sinn. Würden sie ihre Anteile heute verkaufen, dann würde sie wahrscheinlich der nächste Weltverbesserer direkt oder über einen ESG-Fonds kaufen. Es macht keinen Unterschied, wenn die Halter ohnehin allem zustimmen, was das Management vorhat.

Die immense Kaufkraft, die sich hinter kleinen ESG-Anlegern verbirgt könnte, gebündelt, wahrlich Berge versetzen.

Zerstöre den “Feind” von innen heraus

Wenn dir Moral und Ethik beim Investieren wichtig sind, liegt es auf der Hand, welche Unternehmen für dich interessant sein sollten. Nämlich die, die gegen deine Moral- und Ethikvorstellungen handeln.

Natürlich wirst du nicht dein Geld opfern, um zu versuchen ein “schlechtes” Unternehmen in den Boden zu stampfen, aber du könntest dich, zusammen mit anderen Haltern, dafür einsetzen, dass das Unternehmen ein wenig umweltfreundlicher agiert.

Das wird meistens auch zu Lasten der Rendite gehen, aber die ist in den “bösen” Branchen normalerweise ohnehin etwas höher als in den “guten”. Du könntest also trotzdem noch gute Renditen einfahren und wärst jemand, der die Welt wirklich versucht zu verändern.

Denn es ist klar: Zu jedem Zeitpunkt befinden sich 100% jedes Unternehmens im Besitz von irgendjemandem. Es wäre doch besser, wenn einige dieser Prozente bei Menschen mit guten Werten liegen, oder?

Denn von Anteilseignern lebt keine Firma. Wenn du willst, dass das Geschäft einbricht müssen die Kunden und nicht die Inhaber abspringen.

Natürlich ist das Ganze nur ein Gedankenexperiment, aber abhängig von deiner Kaufkraft und deinen Kontakten kannst du hier wirklich etwas bewegen.

Wenn du NOCH ein kleiner Fisch bist, dann nimm’ diese Themen beim Investieren nicht zu ernst. Wenn du die Aktien nicht besitzt, besitzt sie halt jemand anderes. Dieser Artikel spiegelt nur einen Gedanken, den ich kürzlich hatte, wider. Vielleicht konnte er dich ja in irgend einer Weise bereichern.

Beste Grüße


Moritz